„Gegen die unternehmerischen Entscheidungen können wir nichts tun,“ kommentiert der Betriebsrat die unternehmerische Entscheidung. „Doch wir haben uns als ganze Belegschaft immer konstruktiv an der Verbesserung der Firma beteiligt.“
Große Wut und Enttäuschung bei den Beschäftigten der ART in Hockenheim: Bereits im März 2025 hat die ART GmbH (Antriebs- und Regeltechnik GmbH) in Hockenheim einen Antrag auf Einleitung eines Eigenverwaltungsverfahrens gestellt und das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet.
Zum 1. Juni wurde dem Antrag der ART Antriebs- und Regeltechnik GmbH aus Hockenheim auf Einleitung eines Eigenverwaltungsverfahrens stattgegeben und das Verfahren planmäßig eingeleitet.
„Diese Insolvenz wirft viele Fragen auf, beispielsweise hat man das Gefühl, dass diese Insolvenz von langer Hand geplant und vorbereitet worden ist. Aufträge wurden systematisch ins Ausland verschoben.“ sagt der Betriebsrat der ART Hockenheim.
Die Belegschaft ist wütend. Bereits im März dieses Jahres hat die IG Metall zu einer Mitgliederversammlung eingeladen. Die Mitgliederversammlung war voll besetzt. „Wir haben unsere Schuldigkeit getan.“, sagt eine Mitarbeiterin von ART GmbH in Hockenheim damals. „Jetzt, wo das Werk in Polen läuft, kann man uns entsorgen.“
Seit 1995 betreibt die ART-Gruppe unter anderem ein Werk in Lwówek Śląski in Polen. Die Produktpalette ist identisch. Die Geschäftsführung auch. Die hiesige Geschäftsleitung leitet auch die Geschicke der ART-Gruppe, der ABW in Weingarten, der ART in Polen und in Hockenheim. Die Bezahlung der beiden Geschäftsführer erfolgt über eine Holding. Sicherlich keine Straftat, aber ein Interessenskonflikt gegen die ART in Hockenheim.
Das wird ihnen von der Belegschaft und von der Gewerkschaft vorgeworfen. „Die Geschäftsführer haben ihre Schäfchen im Trockenen. Für sie ist es wichtig, dass die ART-Gruppe weiter existiert und wirtschaftlich erfolgreich ist. Sie werden weiterhin bezahlt, ob mit oder ohne die ART in Hockenheim.“, sagt Nadine Ofenloch, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Mannheim.
Aufträge und Technologien wurden scheibchenweise ins Werk nach Polen verlagert. Erst kleine Zukaufteile, dann ganze Komponenten und inzwischen ganze Aufträge.
„Gegen die unternehmerischen Entscheidungen können wir nichts tun,“ kommentiert der Betriebsrat die Entscheidung. „Doch wir haben uns als ganze Belegschaft immer konstruktiv an der Verbesserung der Firma beteiligt.“
So wurde im letzten Jahr ein Zukunfts-Check gemeinsam mit der IG Metall Mannheim und der Bezirksleitung Baden-Württemberg durchgeführt. Dabei wurden alle Beschäftigten eingeladen. „Das Gold ist in den Köpfen der Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich am Produkt arbeiten. Sie wissen am allerbesten, wo es Optimierungsbedarfe gibt.“, sagt Nadine Ofenloch, zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Mannheim. Drei Tage haben Betriebsrat und IG Metall mit den Beschäftigten gesprochen, die Firma analysiert, über Verbesserungsoptionen diskutiert und diese mit den zuständigen Abteilungsleitern zum Teil bereits umgesetzt. Ein Augenmerk galt dabei der Notwendigkeit einer umfassenden Prozessoptimierung.
Umso enttäuschter ist die Belegschaft, nachdem die Geschäftsführung am 16.07.2025 zu einer Informationsrunde eingeladen hat. Das Unternehmen hat angekündigt, die 65 Beschäftigten zum 30.11.2025, spätestens zum 31.1.2026 zu kündigen.
Ein Kollege hat sich auf die Informationsveranstaltung vorbereitet. Er spricht von seiner tiefen Enttäuschung, darüber, wie die Firma ART Hockenheim über viele Jahre hinweg scheibchenweise verkleinert wird. Wie motiviert und engagiert alle Kolleginnen und Kollegen arbeiten, um alles dafür zu tun, um ihren Arbeitsplatz zu retten.
„Sie haben keinen Anstand, keine Moral!“, sagt er in die Richtung der Geschäftsführung.
Tatsächlich hat die Belegschaft über viele Jahre hinweg auf Entgeltbestandteile verzichtet. Die Beschäftigten erhalten zwischen 10% und 21% weniger Entgelt, als es der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie vorsieht. Diese Einschnitte wurden gemacht, um die Firma wettbewerbsfähig und fit für die Zukunft zu machen.
„Das Verhalten der Unternehmensleitung ist ein klarer Fall von Managementversagen“, kritisiert Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim. „Anstatt gemeinsam mit Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall nach tragbaren Zukunftslösungen zu suchen, werden die Beschäftigten vor die Tür gesetzt und bekommen die Kündigung. Wir haben es hier nicht mit dem sogenannten ‚ehrbaren Kaufmann‘ zu tun, sondern offensichtlich mit Managern denen die Menschen egal sind und nur nach dem eigenen Profit schauen.“ Hahl erinnert in diesem Zusammenhang an den Artikel 14, des Grundgesetzes: Eigentum verpflichtet!