Es ist sehr heiß heute in den Räumlichkeiten des Otto-Brenner-Saals im Gewerkschaftshaus. Das Thermometer hat die 30 Grad-Marke fast erreicht. Dennoch sind die Delegierten der IG Metall Mannheim der Einladung zur Versammlung gefolgt.
Die Delegiertenversammlung gedenkt unsere verstorbene Kollegin und Freundin Karla Spagerer. Sie war eine große Kämpferin gegen Faschismus und für unsere Demokratie. „Und wenn die Demokratie gefährdet ist, dann gehen wir zusammen raus und verteidigen sie. Es lohnt sich.“, sagte diese großartige Frau und Mannheimer Zeitzeugin der NS-Diktatur einst.
Es fällt schwer nun in die Tagesordnung überzugehen.
Als unseren Gast in der heutigen Delegiertenversammlung begrüßt Daniel die Juristin des Bezirks Baden-Württemberg, Saskia Gentner.
Janna berichtet über die Finanzen und über die Mitgliederentwicklung. Aris stellt die Mitgliederentwicklung im Jungendbereich vor. Das Tarifergebnis in der Metall- und Elektroindustrie, dass eine überproportionale Erhöhung der Azubivergütung vorsieht, kommt bei jungen Leuten gut an und es gelingt, sie für die Gewerkschaft zu organisieren. Aris macht auch nochmal deutlich, dass wir viele Vorteile für Studierende haben.
Einen Rückblick auf die KFZ-Tarifbewegung macht Thomas Hahl. Der Ablauf, die Organisation und das Ergebnis haben für starke Debatten in den Betrieben gesorgt. Die Erfahrungen der KFZ-Tarifbewegung und der Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie wurden im Laufe des letzten Jahres in den Gremien der IG Metall Mannheim deswegen intensiv diskutiert. Daraus ist ein Debattenpapier entstanden, welches Thomas direkt vorstellt. Im Zentrum steht die Beteiligung der Mitglieder und die Fragen, ob wir als IG Metall ein einheitliches Verständnis von Beteiligung haben und wie wir für die Zukunft handlungsmächtig bleiben. Dem Debattenpapier wurde einstimmig und mit großem Applaus zugestimmt. Mit den Mannheimer Positionen werden wir nun die Diskussion innerhalb der IG Metall neu anstoßen.
Das ist insbesondere auch deswegen notwendig, weil wir einen Großangriff auf unsere Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen erleben. Der Arbeitskampf bei ZF Wabco hat deutlich gemacht, dass wir diese Angriffe nur dann Abwehren können, wenn wir als Beschäftigte zusammenstehen. Bei ZF Wabco konnte gemeinsam eine Standortsicherung bis Ende 2030 erzielt werden.
Die Angriffe auf unsere Arbeitsbedingungen beschränken sich jedoch nicht nur auf die betriebliche Ebene. Mit seiner Aussage vom Mai 2023 hat der Bundeskanzler Friedrich Merz zu einem Frontalangriff auf unsere Arbeitsbedingungen aufgerufen. "Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können", sagt der Bundeskanzler Merz damals. "Wir brauchen konstruktive Ideen zur Rettung des Standort Deutschlands und keine Polemik á la Merz!" kontert Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim direkt in einer Pressemitteilung. Damit ist die Debatte nun eröffnet und für uns als Mannheimer Gewerkschafter*innen ist eines ganz klar: Wir werden unsere gewerkschaftlichen Errungenschaften auch in Zukunft verteidigen! Das gilt für die tägliche Arbeitszeit, aber auch für die Lebensarbeitszeit.
Die Positionen der IG Metall:
· Arbeit ohne Ende macht krank. Arbeitszeit braucht tägliche Grenzen!
· Für uns ist klar: Arbeit muss zum Leben passen! Flexibilität ist wichtig, aber sie muss den Menschen dienen, nicht nur den Interessen von Arbeitgebern.
· Flexible und zugleich sichere Lösungen, die die Rechte und Interessen der Beschäftigten im Blick haben, gibt es nur mit Tarifvertrag!
· Mit Tarifverträgen und dem Arbeitszeitgesetz haben wir bereits ausreichend Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten.
· Der Achtstundentag ist eine gewerkschaftliche Errungenschaft und dient dem Schutz der Beschäftigten. Wir werden ihn verteidigen!
· Das Recht auf Feierabend gilt auch für das Arbeitsleben! Rente ist ein hart erarbeiteter Anspruch und muss auch ohne Arbeit für einen guten Lebensabend reichen. Weiteren Angriffen auf das gesetzliche Rentenalter werden wir uns entschieden entgegenstellen.
„Errungenschaften verteidigen“ bedeutet aber auch zu wissen, wovon man spricht. Deswegen findet dazu am 16./ 17. Juli ein Bildungsblitz statt. „Arbeiterstadt Mannheim – Stark durch Tarifverträge!“ lautet das Motto der Bildungsveranstaltung (siehe Termine). Dabei setzen sich Mannheimer Metaller*innen mit den Fragen rund um den Tarifvertrag auseinander: Doch wie kommen Tarifverträge zu Stande? Was ist in
ihnen geregelt? Wer profitiert besonders von Tarifverträgen? Und wie können wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen über die Vorteile von Tarifverträgen reden?
Auch starke Betriebsräte sind ein wichtiger Bestandteil einer starken Gewerkschaft. Deswegen stellt Daniel die Meilensteine für das erste Halbjahr 2026 vor. Klar ist, dass wir frühzeitig mit der Organisation der Betriebsratswahlen 2026 beginnen, um uns dem wachsenden Druck mit neuen Kandidaten und „alten Hasen“ erfolgreich entgegenstellen zu können.
Die Diskussionsbeiträge sind der Delegierten sind vielfältig, trotz der steigenden Temperaturen im Saal.
Abschließend werden noch die Teilnehmer*innen für die DGB-Kreisdelegiertenkonferenz und ein neues Tarifkommissionmitglied für das KFZ-Handwerk gewählt.