Thomas Hahl, Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, ist von dem Interview mit dem Mannheimer Ökonomen Eckhard Janeba schockiert.
Es enthält Falschaussagen, die in diesem Zusammenhang klargestellt werden müssen. So wird der Mannheimer Ökonom Eckard Janeba im Interview mit dem Mannheimer Morgen vom 11.11.25 wie folgt zitiert: "Ich denke da an die Rente mit 63, die es Beschäftigten mit 45 Beitragsjahren erlaubt, ohne Abschläge vor Erreichen der Regelalterszeit in den Ruhestand zu gehen."
Thomas Hahl stellt klar: „Das ist eine Falschaussage. Die „Altersrente für besonders langjährig Versicherte“, die oft „Rente mit 63“ genannt wird, ist längst überholt. Sie wird so genannt, weil alle vor 1953 Geborenen nach einer Versicherungszeit von 45 Jahren ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen konnten. Das gilt jedoch nicht mehr für diejenigen, die zwischen 1953 und 1963 geboren sind, da das Rentenalter schrittweise angehoben wurde.
Die Anhebung begann im Jahr 2016 mit einem Anstieg um zwei Monate und betraf den Geburtsjahrgang 1953. Für jeden nachfolgenden Geburtsjahrgang wurde die Altersgrenze um zwei weitere Monate angehoben. Ab dem Geburtsjahrgang 1964 oder später, können Versicherte nach 45 Versicherungsjahren, frühestens mit 65 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Demnach gibt es faktisch keine „Rente mit 63“.
Die Zahl der Menschen, die tatsächlich mit 63 in Rente gehen, ist begrenzt – und sie sinkt bereits, weil die Jahrgänge mit besonders vielen Anspruchsberechtigten, die sogenannten „geburtenstarke Jahrgänge“ allmählich auslaufen.
Falschnachrichten zur gesetzlichen Rente untergraben das Vertrauen in unser solidarisches Rentensystem und gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie fördern die Polarisierung und verschärfen die politische Debatte um das Thema. „Wir stellen uns entschieden gegen die Verbreitung von Desinformation und setzen uns für eine faktenbasierte, transparente und gerechte Rentenpolitik ein“, so Hahl weiter.
Die IG Metall treibt seit vielen Jahren die Debatte um ein solidarisches Rentensystem voran. Im Mittelpunkt der Forderung der IG Metall steht die Stabilisierung des Rentenniveaus und eine schrittweise Anhebung auf 53 Prozent. Demnach sollen künftig alle Erwerbstätigen, insbesondere sogenannte „Besserverdiener“, wie Ärztinnen, Anwälte, Architektinnen, Politiker und Beamte in die Rentenversicherung einzahlen. Das stärkt die Rentenversicherung langfristig und stellt die Finanzierung auf eine solidarische Basis.
Thomas Hahl kommt viel durch die Mannheimer Industriebetriebe. Er spricht mit den Kolleginnen und Kollegen, in der Produktion, aber auch im Büro. „Viele Menschen beginnen ihre berufliche Laufbahn früh – oft mit 16 oder 17 Jahren. Sie haben keine Möglichkeit, durch längere Ausbildung oder Studium ihre Arbeitszeit zu verkürzen. Die Rente nach 45 Jahren schafft hier einen gerechten Ausgleich. Wenn ein Beschäftigter seine Ausbildung mit 16 Jahren begonnen hat und durchgehend in die Rentenkasse eingezahlt hat, dann kann er frühestens mit 65 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Dieser Beschäftigte hat 49 Jahre, also fast ein halbes Jahrhundert, in das Rentensystem eingezahlt! Eine abschlagsfreie Rente ist ein Zeichen der Wertschätzung für diese Lebensleistung.“
Thomas Hahl geht nun auf die Aussage Janebas ein, in der er von der steigenden Lebenserwartung spricht: „Janeba hat Recht, wenn er von einer durchschnittlichen gestiegenen Lebenserwartung spricht. Doch seine Argumentation greift zu kurz und verkennt die Lebensrealität vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denn eine gestiegene Lebenserwartung bedeutet nicht automatisch, dass alle Menschen länger gesund und arbeitsfähig bleiben. Studien zeigen, dass insbesondere Menschen mit geringem Einkommen und körperlich anstrengenden Berufen eine deutlich niedrigere Lebenserwartung haben. Eine pauschale Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung benachteiligt diese Gruppen massiv.“
Auch die Generationengerechtigkeit darf bei der objektiven Debatte um eine solidarische Rente nicht ausgelassen werden. „Ältere Beschäftigte müssen nach 45 Beitragsjahre in den Ruhestand gehen können, damit jüngere Arbeitskräfte nachrücken. Das fördert Generationengerechtigkeit und hilft, Fachkräftemangel zu begegnen, gerade in der Transformation ist dies richtig und notwendig!“ ergänzt Thomas Hahl.
„Die Rente mit 63 ist ein sozialpolitisch sinnvolles Instrument, das Menschen mit langem Erwerbsleben einen würdevollen Ruhestand ermöglicht. Ihre Abschaffung war, wie die Rente mit 67 eine katastrophale Fehlentscheidung der Politik, weil es vor allem diejenigen trifft, die ohnehin schon stark belastet sind. Stattdessen braucht es eine solidarische Rentenpolitik, die alle in die Verantwortung nimmt! Eine Erhöhung des Rentenalters ist nichts anderes als eine Rentenkürzung und verursacht Altersarmut. Das dürfen und das werden wir nicht zulassen.“